Im Rahmen des Jahresthemas der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften tragen monatlich Fellows und Mitglieder des Forschungsprogramms Europa im Nahen Osten – Der Nahe Osten in Europa zu Aspekten der politischen, religiösen, sozialen und kulturellen Verflechtungen zwischen Europa und dem Nahen Osten vor. Die Veranstaltungen finden in englischer oder in deutscher Sprache statt.
Montag, 12. Februar 2007
Dr. Amnon Raz-Krakotzkin (Ben Gurion Universität, Beer Sheva)
Binationalism Reconsidered: Buber, Scholem, Arendt and the Present of Israel/Palestine
Moderation: Georges Khalil (Koordinator Europa im Nahen Osten – Der Nahe Osten in Europa, Wissenschaftskolleg zu Berlin)
The idea of binationalism was first introduced into the context of Palestine in the 1920s by a group of intellectuals, most of them from German origin, among them some of the most prominent Jewish intellectuals of the twentieth century like Gershom Scholem, Martin Buber, Hans Kohn, Hugo Bergmann and later Hannah Arendt. The idea of binationalism was reintroduced in recent years by some Jewish and Palestinian figures, against the background of the "Peace Process" and its collapse. This lecture intends to present the ideas of the early representatives of the idea, to analyze them within the general framework of the writings of these figures and to reflect on the relevance of this thinking for both the Israeli-Palestinian conflict and for Europe.
Amnon Raz-Krakotzkin is a senior lecturer in the department of Jewish history, Ben-Gurion University. He studies both early modern Christian-Jewish discourse and Zionist historical consciousness. Among his publications are: The Censor, the Editor and the Text: Catholic Censorship and Hebrew Literature in the Sixteenth Century, 2005 (for which he received the Shazar Price of the Israeli Historical Association); Exile Within Sovereignty (in Hebrew); Exile et Decolonisation (La fabrique, Paris); Orientalism, Jewish Studies and Israeli Society (in Hebrew). He has been a Fellow of the Wissenschaftskolleg zu Berlin in 2003/4 and is a member of the Kollegium of Europe in the Middle East - The Middle East in Europe.
Montag, 26. Februar 2007
Dr. Samah Selim (IREMAM, Aix-en-Provence)
Pharaoh''s Revenge: Translation, Literary History and ''The Colonial Difference''
Moderation: Dr. Doris Bachmann-Medick (Universität Göttingen)
Translation has always been one of the most central activities of all literary cultures, and yet normative European models of literary history prefer to privilege the originality and uniqueness of distinct national authors and languages. This lecture will question imperial and romantic concepts of text and translation by looking at an early 20th century Arabic translation of a bestselling English ‘imperial gothic’ novel entitled, ''Pharos the Egyptian'' (1899/1906). I will discuss the historical contexts of this subgenre in late Victorian England as well as those of its Arabic translation as a way of illustrating the political and social tensions and complicities provoked by literary ‘re-writings’ across the colonial divide.
Dr. Samah Selim is a scholar and translator of modern Arabic literature. She received her Ph.D. from Columbia University. She has worked as Assistant Professor of Near Eastern Studies at Princeton University, was a fellow of the Working Group Modernity and Islam in 2004/5, a fellow of the Wissenschaftskolleg zu Berlin in 2005/6 and is a member of the Kollegium of Europe in the Middle East – The Middle East in Europe. She is the author of ''The Novel and the Rural Imaginary in Egypt 1880-1985'' (Routledge, 2004) and her translations include Muhammad al-Makhzangi’s Chernobyl memoir, ''Memories of a Meltdown'' (AUC Press, 2006). Her ongoing work investigates translation and popular fiction in late 19th and early 20th century Egypt.
Montag, 12. März 2007
Dr. Kader Konuk (University of Michigan / Zentrum für Literatur- und Kulturforschung)
Exil und Migration. Türkisch-Jüdisch-Deutsche Erinnerungskulturen
Moderation: PD Dr. Robert Stockhammer (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung)
Die deutsche Erinnerungslandschaft erfährt derzeit durch ihre Transnationalisierung eine signifikante Veränderung. Dazu regen regional und national angelegte Ausstellungen und neue Ansätze für eine Geschichtsschreibung an. An der Transnationalisierung deutscher Erinnerungskulturen haben nicht zuletzt auch Autorinnen und Autoren türkischer Herkunft teilgenommen, die sich mit der Geschichte des Holocaust auseinandersetzen. Kader Konuk spricht zu der Dreiecksbeziehung zwischen Türken, Juden und Deutschen in Deutschland wie auch der Türkei. Sie beschäftigt sich in ihrem Vortrag mit dem Zusammenhang von Migrationsbewegungen und Erinnerungskulturen in zwei Ländern: mit der Emigration deutsch-jüdischer Wissenschaftler in die Türkei nach 1933 und mit der Arbeitsmigration aus der Türkei nach Deutschland.
Kader Konuk ist Ass. Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft und German Studies an der University of Michigan. Sie hat an den Universitäten Hull und Köln studiert und wurde an der Universität Paderborn mit einer Arbeit zu deutscher, amerikanischer und türkischer Literatur von Frauen aus der Türkei promoviert. Kader Konuks derzeitiges Forschungsvorhaben ''Ambivalente Vermittlungen: Deutsch-jüdische Philologen und die türkische Moderne'' untersucht Erich Auerbachs Exil in der Türkei und dessen Implikationen für die Richtungsverschiebung in der Komparatistik. Kader Konuk war 2005 Fellow des Arbeitskreises Moderne und Islam und nimmt als Gastwissenschaftlerin am Vorhaben ''Topographie pluraler Kulturen Europas in Rücksicht auf die ''Verschiebung Europas nach Osten'''' am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin teil. Von der ''National Endowment for the Humanities'' ist sie als Stipendiatin für das Jahr 2007 ausgewählt worden.
Montag, 26. März 2007
Dr. Viola Shafik (Kairo, z.Zt. Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin)
Filmbilder. Der Westen und die Arabische Welt
Moderation: Professor Dr. Ulrich Keller (University of California, z.Zt. Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin)
Ein bekannter amerikanischer Filmwissenschaftler schrieb unlängst: Spielfilme geben „unseren Wünschen, Träumen, unseren Alpträumen und Schrecken greifbaren Ausdruck“. Sie zeigen u.a. auch „wie die Wirklichkeit vielleicht einmal sein wird“. Demnach können wir Filmerzählungen, die von uns und den sogenannten ‚Anderen’ handeln auch nicht direkt als Widerspieglung einer greifbaren Wirklichkeit verstehen, sondern eher als Ausdruck einer inneren, verdichteten, verzerrten, verkehrten oder verklärten Realität. Eine Rückübersetzung dieser ‚Realität’ und deren Anbindung an die Welt der historischen Fakten und gesellschaftspolitischen Entwicklungen des 20.Jahrhunderts – darunter nicht zuletzt De-Kolonialisierung und Globalisierung – ist es, die sich dieser Vortrag zum Ziel gesetzt hat. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf einigen hervorstechenden französischen, amerikanischen und ägyptischen Filmbeispielen liegen.
Viola Shafik ist Wissenschaftlerin und Filmemacherin. Sie hat zu arabischem Film und arabischer Kultur publiziert, u.a. ''Arab Cinema: History and Cultural Identity'', Cairo 1998 und ''Popular Egyptian Cinema: Gender, Class and Nation'' (im Druck). Viola Shafik hat nationale und internationale Filmfestivals kuratiert und ist die Autorin mehrerer Kurz- und Dokumentarfilme u.a. ''Musim zar` al-banat/Planting of Girls'' (1999 UNICEF/Ford Foundation) und ''Die Reise einer Königin'' (2003-4, Journey of a Queen, ZDF/Arte).
Dienstag, 3. April 2007
Dr. Eli Bar-Chen (LMU München, z.Zt. Fellow von EUME)
Vom Orientalen zum Europäer. Die Europäisierung der Juden in der arabischen Welt
Moderation: Professor Dr. Johannes Niehoff-Panagiotidis (z.Zt. Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin)
Die Frage ''Wer ist Europäer?'' ist zum Streitthema nicht nur unter Wissenschaftlern geworden. Sie erfährt in den letzten Jahren politische Aktualität aufgrund der sich verändernden Demographie europäischer Länder, der Frage der Mitgliedschaft der Türkei und der islamischen Frage in Europa. Es hat den Anschein, als ob dieser Streit Juden nicht berührt: Sie werden als Europäer und als integraler Bestandteil des Abendslands betrachtet. Aber seit wann sind und gelten Juden als Europäer? Der Überlieferung nach liegt ihre historische Heimat an der Ostküste des Mittelmeers, in Asien. Die Mehrheit der Juden stammt aus islamischen oder osteuropäischen Ländern und nur ein kleiner Teil der jüdischen Welt existierte über Jahrhunderte hinweg in Frankreich, England und in den deutschsprachigen Ländern, die zum unbestrittenen „Kern des Abendslands“ gehören. In welchem historischen Kontext fing man an, die Juden als Europäer zu Identifizieren?
Dr. Eli Bar-Chen ist Assistent am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er wurde an der Universität Tel Aviv bei Dan Diner promoviert. Seine Dissertation zur Geschichte international tätiger jüdischer Organisationen im 19. Jahrhundert ist unter dem Titel ''Weder Asiaten noch Orientalen. Internationale jüdische Organisationen und die Europäisierung ''rückständiger'' Juden'' in der Reihe Ex Oriente Lux 2005 beim Reichert Verlag in Würzburg erschienen.
Dienstag, 10. April 2007
Dr. Zafer Yenal (Bogazici University in Istanbul, Fellow of EUME)
The Myth of Turkish Cuisine: National Appropriation of Food Cultures
Moderation: Dr. Eli Bar-Chen (LMU München, Fellow of Europe in the Middle East - The Middle East in Europe)
Does Baklava have a national identity? To what extent is Döner a türkische Spezialität? Who really invented the Currywurst? What are the similarities between the ideas of a Turkish cuisine and a French cuisine? Can we really talk about national culinary heritages? What does violence have to do with food? These are some of the questions that this Lecture engages with in the light of the recent sociological and historical studies on culinary transformations to offer fresh food for thought. Focusing on the history of inter-ethnic relations in republican Turkey with an eye on different food cultures, this lecture questions the idea of a national cuisine. Drawing on examples from different historical periods, the lecture explores how the myth of Turkish cuisine has discursively appropriated and/or suppressed local food cultures in many different ways and how this process has strong implications for inter-communal relations.
Dr. Zafer Yenal is Assistant Professor of Sociology at Bogazici University in Istanbul. He was educated at Middle East Technical University in Ankara and later graduated from Binghamton University, earning a Ph.D. in Sociology with his doctoral thesis on "The Culture and Political Economy of Food Consumption Practices in Turkey." Zafer Yenal has held several positions as adjunct lecturer. He has written a monograph on human rights and civil society in Turkey as well as numerous scholarly articles.
Montag, 14. Mai 2007
Dr. Shaden Tageldin (University of Minnesota, Fellow of EUME)
Part of Europe? Colonial Geopolitics, Translation, and the Riddle of Origins in Egyptian Literary Culture, 1834–1930
Moderation: Dr. Dana Sajdi (Fellow of Europe in the Middle East - The Middle East in Europe)
Between 1834 and 1930, the riddle of "origins"—racial, linguistic, literary—haunted Egyptian writers, translators, and intellectuals and consumed their explanatory energies. In the wake of the French occupation of 1798–1801 and the British invasion of 1882, measuring the distance of Egypt, Egyptians, and their language(s) from the empowered European assumed strange urgency. Very often this distance was measured in translational terms: Were Egyptians Europeans? How akin to French or English was Arabic? Where, within the new (Eurocentric) literary histories that Egyptians of the age encountered, did Arabic literature fall? Between conquerors and conquered, who translates whom, and is such translation driven by love or by war? This lecture will question depoliticized readings of the history and theory of translation and literature in modern Egypt. Beginning with a look at Rifa''a al-Tahtawi''s decisive assignation of a new European "origin" to Arabic literature in 1834 and comparing al-Tahtawi''s assumptions to those of Salama Musa, ''Abbas al-''Aqqad, and Taha Husayn in the late 1920s, I will show how the fact of European colonialism—however disavowed—motivated an intense preoccupation with originality and translation in Egypt from the nineteenth century onward, focusing especially on the post-1919 period.
Dr. Shaden M. Tageldin currently is Assistant Professor of Cultural Studies and Comparative Literature at the University of Minnesota. She is at work on a book titled Disarming Words: Empire and the Seductions of Translation in Egypt. For her doctoral dissertation, which she completed at the University of California, Berkeley, she received the 2005 Charles Bernheimer Prize from the American Comparative Literature Association for the best U.S. dissertation in the field. She also has published several scholarly essays, most recently on nostalgia and the poetics of postcolonial migration.
Montag, 11. Juni 2007
Dr. Dana Sajdi (Fellow of EUME)
Sacred Language and Cultural Decline: Were Arabs too Backward to Print Books?
Moderation: Professor Dr. Thomas Bauer (Universität Münster; Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin)
In addressing print culture and book history in the Arab world, the usual question asked is related to the delay of the introduction of printing technologies in the region. Inevitably, the answer is attributed to the special location of Arabic as the sacred language of the Quran. Implied in the answer is a cultural stagnation associated to peculiar religious sensibilities. This talk seeks not only to debunk the answer, but also to explode the original question. It argues against the technological determinism that has characterized the scholarship on the subject and suggests new approaches and questions in treating the dissemination of knowledge in Arabo-Islamic history.
Dr. Dana Sajdi was educated in Nablus, Amman, Cairo, and New York and received her PhD from Columbia University with a dissertation on "Peripheral Visions: The Worlds and Worldviews of Commoner Chronicles in the 18th Century Ottoman Levant." She was Assistant Professor of Middle East History at Concordia University, Montreal and a fellow of the Working Group Modernity and Islam (2005/6). Dana Sajdi is currently working at the Zentrum Moderner Orient on "Civic Identity and Narrations of the City of Damascus from the 11th to the 20th Centuries."
Montag, 9. Juli 2007
Dr. Erol Köroĝlu (Bogazici University in Istanbul, Fellow of EUME)
The Nationalization of the Ottoman Empire’s War: Remembrance of the First World War in Republican Turkey
Moderation: Dr. Zafer Yenal (Bogazici University in Istanbul, Fellow of Europe in the Middle East - The Middle East in Europe)
This lecture will tackle the remembrance of the First World War in republican Turkey. The official historical narrative of the Ottoman empire’s last war after 1923 in the new Turkish nation-state, approached the past in a teleological and instrumental way. Although the war between 1914 and 1918 was experienced in a political regime of a multi-ethnic empire, it was represented as a certain progression from a ''wrong and unhealthy problem'' to a ''true and natural solution'', which means a national one. The formation and development of this process will be discussed through literary, cultural, and sociopolitical examples in this lecture.
Dr. Erol Köroglu obtained his Ph.D. from the Atatürk Institute at Bogazici University for his thesis "From Propaganda to National Identity Construction: Turkish Literature and the First World War." In 2005, he received the Afet History Award for his monograph Türk Edebiyati ve Dünya Savasi (Istanbul 2004). He has also written numerous scholarly articles and has co-edited several monographs.